24April

Faschingsmuffel vs. Faschingsnarren

Faschingsmuffel vs. Faschingsnarren

Ja, sie ist wieder angebrochen, die Zeit der Narren, der Prunksitzungen und der Faschingsumzüge. Ein schwieriges Thema für mich. Schwierig, weil sich wahrscheinlich viele oder vielleicht sogar die meisten von euch tierisch darauf freuen. Schwierig, weil ich diese schöne Empfindung so gar nicht teilen kann. Ich gestehe: Ich bin ein waschechter Faschingsmuffel, und das aus Überzeugung. Der Sinn des Ganzen erschließt sich mir einfach nicht. So verbrachte ich neulich das Wochenende auf der Couch, schwer damit beschäftigt, nichts zu tun. Ich zappte mich elanfrei durch die wenigen interessanten Kanäle und blieb glatt bei einem Sender hängen, der eine Faschingsrevue ausstrahlte. Narrenfeindlich wie eh und je, wollte ich sofort weiterzappen, doch ich schaffte es nicht. Es war so ähnlich wie bei einem Unfall: Man kann einfach nicht wegsehen, auch wenn man weiß, dass es falsch ist – man starrt einfach immer weiter gebannt hin.

Ja, sie ist wieder angebrochen, die Zeit der Narren, der Prunksitzungen und der Faschingsumzüge. Ein schwieriges Thema für mich. Schwierig, weil sich wahrscheinlich viele oder vielleicht sogar die meisten von euch tierisch darauf freuen. Schwierig, weil ich diese schöne Empfindung so gar nicht teilen kann. Ich gestehe: Ich bin ein waschechter Faschingsmuffel, und das aus Überzeugung. Der Sinn des Ganzen erschließt sich mir einfach nicht. So verbrachte ich neulich das Wochenende auf der Couch, schwer damit beschäftigt, nichts zu tun. Ich zappte mich elanfrei durch die wenigen interessanten Kanäle und blieb glatt bei einem Sender hängen, der eine Faschingsrevue ausstrahlte. Narrenfeindlich wie eh und je, wollte ich sofort weiterzappen, doch ich schaffte es nicht. Es war so ähnlich wie bei einem Unfall: Man kann einfach nicht wegsehen, auch wenn man weiß, dass es falsch ist – man starrt einfach immer weiter gebannt hin. So kam es, dass ich meine kostbare Couch-Zeit tatsächlich damit verschwendete, mir das närrische Gehopse reinzuziehen. Bestimmt kennt ihr das Setting: Da steht ein Männlein auf der Bühne und versucht zwanghaft, irgendwie witzig zu sein (was ihm – meiner Meinung nach – so gar nicht gelingen will). Die Zuschauer ringen sich dennoch hier und da ein höfliches Lachen ab. Ob es am Bier oder an den Jokes liegt – wer will es wissen? Um die großartige Lustigkeit des eben Gehörten kenntlich zu machen, trötete nach jeder „Pointe“ eines der Band-Mitglieder in seine Tröte: Ja, jetzt darf und soll gelacht werden!

Während ich noch mit schreckgeweiteten Augen auf die Mattscheibe starrte, ploppte eine unschöne Erinnerung an die Oberfläche meines Bewusstseins: Auch ich habe mich vor Jahren einmal mutig in die Höhle des Löwen gewagt und mir für sage und schreibe eine halbe Stunde eine Prunksitzung reingezogen – live. In diesen 30 Minuten habe ich mich an etwa 666 andere Orte gewünscht, gedanklich die Einkaufslisten für jede einzelne Woche der nächsten zwölf Monate zusammengestellt und mir ausgemalt, wie vergleichsweise schön und aufregend es jetzt doch wäre, zu Hause mal wieder meine Thermoskanne von innen zu reinigen oder den Wasserkocher zu entkalken. Als das Witzefeuerwerk kurzzeitig aussetzte und ich mich unbemerkt vom Acker machen konnte, wusste ich ganz sicher: Nein, das ist wirklich nichts für mich! So kläglich endete also mein entschlossener Versuch, mich doch noch irgendwie mit der Narrenzeit anzufreunden. Man kann mir nicht nachsagen, ich hätte es nicht versucht! Generell gebe ich mir seitdem die größte Mühe, einen weiten Bogen um sämtliche potenziellen Berührungspunkte zu machen.

Und doch tappe ich jedes Jahr aufs Neue in irgendeine fiese Narren-Falle. Letztes Mal zum Beispiel habe ich mich in einem Café versteckt, um dem bunten Treiben aus dem Weg zu gehen. Mein Triumph über den vermeintlich besiegten Fasching dauerte anderthalb Minuten. Dann nämlich fragte mich eine männliche Bedienung mit Engelsflügeln höflich trällernd: „Was hätten‘s denn gern?“ Mein erster Gedanke: „Meine Ruhe!“ schreien und mein Heil in der Flucht suchen. Aber das wäre dann doch etwas kindisch gewesen, oder? So bestellte ich mir so gefasst und nett wie möglich einen Kaffee, schüttete ihn mir in drei Sekunden in den Hals, lächelte dem Service-Engel nett ein „Mann, war ich durstig!“ zu und flüchtete erst dann. Ach, im Grunde habe ich gar nichts gegen euch persönlich, liebe Faschingsfetischisten. Mir will nur einfach nicht ins Hirn, weshalb sich manche Menschen dann gleich so komplett lächerlich machen müssen. Natürlich mit der Entschuldigung „Hey, wir dürfen das, weil es ist ja Fasching“.

Da sieht man sonst so seriös gekleidete Bänker als kotzende Cowboys in der Ecke hängen, Manager, die als frühzeitig gealterte Piraten eine halb so alte Piratenbraut klarmachen wollen und dabei keinen klaren Satz mehr rausbringen, und unzählige andere Mensch gewordene Peinlichkeiten. Ich finde, wenn man Lust darauf hat, mal aus der Reihe zu tanzen, dann bitte mit einer kleinen Prise Stil und zumindest einem Rest Würde. Beispielsweise kann man doch auch mal abseits des Faschings als torkelnde Kuh durch die Stadt rennen, oder etwa nicht? Nun gut, vielleicht nicht unbedingt als torkelnde Kuh verkleidet, aber … Egal! Letzten Endes verhält es sich mit dem Fasching wahrscheinlich so wie mit den guten Vorsätzen zu Silvester: Viele brauchen einfach einen fixen und allgemein anerkannten Zeitpunkt, um im sicheren Schutz der Herde etwas zu tun oder zu lassen.

So kommt’s, dass im Fasching auch nicht die kleinste Peinlichkeit ausgelassen und alles hübsch unter dem Deckmantel „Narrenzeit“ getarnt wird. Wie praktisch. Da bin ich schon fast ein bisschen stolz drauf, unter meinen Freunden keinen Vorwand zu brauchen, um mal tüchtig neben der Spur zu fahren – Verzeihung, ich meinte, abseits der ausgetretenen Pfade zu wandeln. So entdeckte ich beim gemeinsamen Shopping mit einer Freundin vor ein paar Monaten in einem Geschäft ganz bezaubernde Kopfbedeckungen aus Leoparden-Kunstpelz mit Ohren. Ja, wir schlugen zu. Ja, wir setzten sie gleich auf. Ja, wir sahen großartig damit aus und fühlten uns auch so. Ja, die anderen sahen das anders. Ja, wahrscheinlich wurde dann auch noch das ein oder andere Glas Wein getrunken. Und ja, es endete damit, dass wir uns angeregt miteinander, aber auch mit einem Kuscheltier unterhielten. Ob das peinlich war? Na sicher doch, und wir bereuen nichts. Zumindest hat sich das Kuscheltier nicht belästigt gefühlt – es hat uns lebhaft geantwortet und sogar vor Freude getanzt. Wirklich!

Den Faschingsmuffeln unter euch wünsche ich ganz in diesem Sinne eine entspannte und dennoch lustige Zeit. Lasst euch von dem Trubel einfach nicht nerven – ihr steht da drüber. Den Faschingsnarren rufe ich aus der Ferne ein kräftiges und freundliches Helau zu. Habt Spaß! Aber woanders! Und denkt dran, ihr könnt auch an jedem anderen Tag im Jahr etwas Verrücktes erleben oder tun.
Alaaf, helau, zicke zacke, was auch immer,
Eure Diane Feininger

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