Manche Tage haben es in sich ...
Ihr kennt sie bestimmt alle, diese Tage, an denen man schon beim Aufstehen weiß: Das wird nichts, ich sollte mir lieber die Decke über den Kopf ziehen und abwarten bis morgen. Neulich war es bei mir mal wieder so weit. Obwohl, besagter Mittwoch fing eigentlich ganz gut an. Ungewöhnlich ausgeschlafen und gut gelaunt reckte und streckte ich mich und stand auf ... ganze anderthalb Stunden zu spät. Während ich mich noch wunderte, warum sich mein Handy in meiner Hand befand und nicht wie üblich auf dem Nachttisch, durchfuhr es mich wie ein Blitz: Ich komme zu spät zu meinem Kundentermin!!! Von einem gewaltigen Adrenalinschub wurde ich in 0,3 Sekunden ins Bad und in meine Klamotten befördert.
Ihr kennt sie bestimmt alle, diese Tage, an denen man schon beim Aufstehen weiß: Das wird nichts, ich sollte mir lieber die Decke über den Kopf ziehen und abwarten bis morgen. Neulich war es bei mir mal wieder so weit. Obwohl, besagter Mittwoch fing eigentlich ganz gut an. Ungewöhnlich ausgeschlafen und gut gelaunt reckte und streckte ich mich und stand auf ... ganze anderthalb Stunden zu spät. Während ich mich noch wunderte, warum sich mein Handy in meiner Hand befand und nicht wie üblich auf dem Nachttisch, durchfuhr es mich wie ein Blitz: Ich komme zu spät zu meinem Kundentermin!!! Von einem gewaltigen Adrenalinschub wurde ich in 0,3 Sekunden ins Bad und in meine Klamotten befördert.
Schnell noch den Kunden informiert über diese Peinlichkeit, und dann ab in Schallgeschwindigkeit in die Stadt. Ich ärgerte mich maßlos während der Fahrt, denn normalerweise verschlafe ich nie, nie, nie, nie. Bis auf heute. Und dann stellt mein Schlaf-Ich auch noch ganz dreist den Wecker aus. Na prima, das hast du gut hinbekommen, Diane. Wunderbarerweise nahm mein Kunde die Verspätung sehr entspannt und mit Humor – ganz im Gegensatz zu mir. Er griff in aller Ruhe zum Telefonhörer, rief seine Sekretärin an und meinte sehr lässig: „Frau Feininger hätte jetzt gerne ihren Kaffee.“ Ich kann euch gar nicht sagen, wie peinlich mir das war. Wenig später schwebte die Sekretärin mit der köstlichen, lebenserhaltenden Flüssigkeit herein und nickte mir lächelnd zu: „Frau Feininger, hier haben Sie Ihren Kaffee, damit sie wach werden.“ Oh dass sich doch ein bodenloses Loch auftäte! Mit Kaffee im System machten wir uns dann an die Arbeit, und nach einer Weile war ich wieder so relaxed, dass auch ich lachen konnte.
Als wir mit der Arbeit fertig und mein Kunde zufrieden war, hastete ich los, um zumindest den zweiten Termin des Tages einigermaßen pünktlich wahrzunehmen. Doch die fehlende Stunde machte sich den ganzen Tag über immer wieder nachdrücklich bemerkbar … mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht. Schließlich hat man an solchen Tagen aus der Hölle natürlich auch noch einen Abendtermin im Programm. So traf ich mich – mit einer Stunde Verspätung – mit meiner Freundin Kerstin. Aus Zeitmangel natürlich ohne Zigaretten und Geld in der Tasche und, noch schlimmer, ohne Benzin im Tank. Na gut, auch in Kerstins Wohnort gibt es Tankstellen, sagte ich mir, und ließ mich auf die nette After-Work-Party ein, zu der ich geladen war.
Dank angenehmer Gesprächen gelang es mir auch tatsächlich, ein wenig herunterzufahren und in sympathischer Gesellschaft den Abend zu genießen. Wieder unterwegs zu meinem Auto, teilte mir Kerstin jedoch mit, dass nun, kurz nach Mitternacht, alle Tankstellen am Ort geschlossen hätten. Da ging sie hin, meine hart wiedergewonnene innere Balance. Echt jetzt? Das kann doch nicht wahr sein! Leben die alle hinter dem Mond? Gehen die nachts nicht aus, um erst dann zu bemerken, dass ihr Tank leer ist? Schöne Schei**! Als Kerstin dann vorschlug, ich solle verkehrt herum durch die Einbahnstraße fahren – um diese Zeit sei keiner mehr auf der Straße – und mir so ein gutes Stück Weg sparen, war ich einverstanden. Schließlich handelte es sich um einen extremen Notfall: Jeder Meter zählte! Als ich nach der verbotenen Durchfahrt vorsichtig auf die Kreuzung einbog, wunderte ich mich kurz darüber, dass der Fahrer im Wagen mir gegenüber sein Recht auf Vorfahrt nicht wahrnahm. Meine Verwunderung war nur von kurzer Dauer, denn gleich entdeckte ich das Fahrzeug wieder … mit Blaulicht in meinem Rückspiegel.
Ich regte mich gar nicht weiter auf, zückte wie ein Vollprofi meinen Führerschein und wartete auf den Polizisten. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht loszulachen. War das nicht der absolut perfekte Abschluss für diesen chaotischen Tag aus der Hölle? Nett fragte mich der Gesetzeshüter, ob ich denn wüsste, wie teuer es sei, in falscher Richtung durch eine Einbahnstraße zu fahren. Ich war versucht zu sagen, dass ich es zwar nicht wisse, er es mir aber sicherlich gleich erzählen werde. Glücklicherweise konnte ich es mir verkneifen. Ich erklärte ihm lediglich, weshalb ich dieses „Vergehen“ begangen hätte, und beschwerte mich darüber, dass um diese Zeit nur noch die Tankstelle auf der Autobahn geöffnet habe. Als ich den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht sah, wusste ich, dass mein Höllentag auch ein verkappter Glückstag sein würde. Und tatsächlich, mit der Bemerkung, dass dies eine sehr originelle Ausrede sei, wünschte er mir noch eine gute Fahrt und schickte mich weiter. Ich grinste breit zurück, bedankte mich höflich und fuhr schleunigst los.
Hätte er gewusst, dass es sich keineswegs um eine Ausrede handelte, sondern bitterer Ernst war – er hätte mir wohl doch noch Geld abgeknöpft, weil ich es verdummt hatte, zu tanken. Ich schaffte es gerade noch bis zur Tankstelle, ohne liegen zu bleiben. Was mich das auf der Autobahn gekostet hätte? Ich denke, mein Einbahnstraßen-Abenteuer wäre dagegen ein Schnäppchen gewesen. Als ich dann endlich ohne weitere Pannen im Bett lag und über meinen Tag nachdachte, musste ich grinsen. Mein Kunde war verständnisvoll („Mir ist das auch schon mal passiert …“), die Polizei ließ mich ungestraft weiterfahren, ich hatte es bis zur Tankstelle geschafft und nun lag ich sicher in meinem Bett. Tatsächlich, es hätte schlimmer kommen können. Ich denke, mit einem Quäntchen Humor und Gelassenheit lässt sich jeder noch so seltsame Tag überstehen. Und glücklicherweise ist morgen ein neuer. Ende gut, alles gut.